Im Artikel „Zucker in der Gesellschaft“ wurde kurz angerissen, dass Kinder das Essverhalten der Eltern, ob gut oder schlecht, meistens übernehmen. Viele Eltern kennen sich bei der Ernährung leider zu wenig aus und sind gerade bei Süßigkeiten, zuckerhaltigen Getränken oder Ähnlichem zu locker und haben einen falschen Umgang.
Der Zuckerkonsum steigt
Die Statistiken zeigen, dass im Durschnitt die 3-17-Jährigen täglich mehr als einen halben Liter zuckerreiche Getränke zu sich nehmen (Krug et al. 2018). Mehr als 80 % der Kinder und Jugendlichen überschreiten die empfohlenen Grenzen für Süßwaren, Knabberartikel und Softdrinks (RKI 2008, S. 103). 25 % der Schulkinder in Deutschland sind übergewichtig, was vorwiegend auf den hohen Anteil an Nahrungsfetten, den erhöhten Zuckerkonsum und mangelnde Bewegung zurückzuführen ist. Etwa 80 % davon bleiben auch im Erwachsenenalter übergewichtig (Elmadfa/Leitzmann 2015, S. 605), da es im fortgeschrittenen Alter auch deutlich schwieriger ist über Jahrzehnte bestehende Gewohnheiten abzulegen.
Die Prävalenz für Diabetes steigt nicht nur in der Gesamtbevölkerung, sondern es erkranken auch immer mehr Kinder und Jugendliche an der Zuckerkrankheit. Zucker trägt also auch schon im Kindesalter einen entscheidenden Teil zu Übergewicht und Diabetes bei und bleibt dann sogar größtenteils bestehen.
Ernähung ist bereits im Kindesalter ein wichtiges Thema
Hieran erkennt man was für einen Einfluss die Ernährung im Kindesalter auf die spätere Ernährung und damit auch auf den Gesundheitszustand hat. Daher ist es essentiell wichtig den Lebens- und Ernährungsstil schon früh in gesunde Bahnen zu lenken und die Gesundheit der Kinder und damit der späteren Gesellschaft zu fördern.
Zucker ist ein gesellschaftliches Problem
Zucker ist in unserer Gesellschaft ein fester Bestandteil und wird oft unbedacht konsumiert oder angeboten. Sei es die Oma, die ihrem Enkel jeden Sonntag ein Stück Kuchen gibt oder die Eltern die als Einkaufsmitbringsel gern mal zu einem „kleinen“ Schokoei greifen. Eltern, Familienmitglieder oder auch Freunde der Familie greifen oft sehr unbedacht gern mal zu einer süßen Nascherei für die Kleinen. Dabei gibt es im Normalfall für diese Personengruppen nichts Wichtigeres als die Gesundheit der Kinder.
Das Bewusstsein der Eltern und auch der ganzen Gesellschaft befindet sich zwar bereits in vielen Bereichen im Wandel, doch ist es immer noch ein allgegenwärtiges Problem.
Die Verantwortung liegt bei den Eltern
Am einfachsten wäre es, wenn die Eltern von Beginn an eine weitgehend zuckerfreie Ernährungsweise vorgelebt und ihren Kindern auch keine Süßigkeiten, etwa zur Belohnung geben würden. Da die Kinder hier gar nicht erst an den Zucker in der Ernährung gewöhnt werden, ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass sie danach verlangen.
Dabei könnten gerade die Eltern die Ernährung ihrer Kinder in einfache Bahnen lenken. Aber leichter gesagt als getan. Am einfachsten wäre es, wenn das Thema Zucker einfach keine Rolle spielen würde, da auf Zucker in der täglichen Ernährung verzichtet wird und Süßigkeiten auch nicht als Belohnung dient. Dadurch wird den Kindern von klein auf eine gesunde Ernährungsweise vorgelebt, die Zucker zwar als existent, aber nicht relevant präsentiert.
Doch wie bereits erwähnt ist das ganze ein gesellschaftliches Problem. Es gibt eine Vielzahl von Einflussfaktoren außerhalb des Elternhauses wie Werbung, Freunde, Mitschüler und Institutionen. Dadurch ist es unvermeidbar, dass selbst solche Kinder ab und zu zuckerhaltige Industrieprodukte konsumieren. Trotzdem ist die Einstellung zum Zucker eine bewusstere und daher auch gesündere.
Schwieriger ist es, wenn sich das Bewusstsein im Laufe der Zeit ändert und mitten in der Kindheit auf eine zuckerreduzierte Ernährung umgestellt wird. Falsche Ernährungsgewohnheiten sind bereits vorhanden und es ist schwieriger gesunde in den Alltag einzubringen. Dies trifft besonders zu, wenn Süßigkeiten als Belohnung fungierten. Dabei lernen die Kinder, dass gutes Verhalten durch Zucker belohnt wird. Was häufig dazu führt, dass diese Kinder sich auch als Erwachsene später gern selbst damit belohnen.
Auch wenn das Thema Zucker ein gesellschaftliches ist, sind hier jetzt die Eltern gefragt. Zucker ist kein essentieller Stoff für den Menschen. Daher ist es wichtig, den Kindern diesen sukzessive abzugewöhnen und ihnen sinnvolle Alternativen zu schaffen. Es ist wichtig, dass die Kinder wissen welche Lebensmittel zu viel Zucker enthalten und warum das ungesund ist.
Essen sollte nicht als Belohnung dienen
Essen ist etwas lustvolles und die Vernunft spielt hierbei oft eine untergeordnete Rolle. Die limbischen Bereiche des Gehirns, welche nach Belohnung streben und unbewusst arbeiten, bilden sich früher aus als die kortikalen bewusst arbeitenden Bereiche. Deswegen kann es schwierig sein gegen seine Essensgelüste anzukämpfen.
Die menschliche Vernunft ist demnach in das limbische System eingebettet und nicht andersherum. Kinder sind außerdem in der Regel viel unvernünftiger als Erwachsene, was eine Zuckerreduzierung nochmals erschwert. Deswegen sollte die Zuckerumstellung am besten zu keinen Abstrichen beim Genuss führen, sondern gezeigt werden, dass es auch ohne oder mit deutlich weniger Zucker und ohne gesundheitliche Risiken funktioniert.
Es gibt viele gute Alternativen zu Zucker
Beispielsweise können zuckerärmere Müslis zubereitet werden und der Kuchen mit Zuckerersatzstoffen wie Xylit und Stevia oder mithilfe von süßen Früchten wie Datteln und Bananen gebacken werden. Hier muss einfach ausprobiert werden, was der beste Kompromiss aus Süße, Gewohnheit und Gesundheit ist.
Softdrinks sollten weitgehend gemieden werden. Eine gesündere Alternative sind hier stark verdünnte Saftschorlen oder Wasser mit Flavor wie Zitrone, Beeren oder Minze.
Süßigkeiten sollten generell die Ausnahme darstellen. Auch hier gibt es gute Alternativen zu Gummibären und Co. Hervorragend eignen sich hier frisches Obst, Beeren oder auch gern mal Rosinen.
Kindergarten und Schule spielen auch eine wichtige Rolle
Die Eltern haben zwar den größten Einfluss auf das Essverhalten der Kinder und damit auf die Gesundheit der zukünftigen Bevölkerung, aber Kindergärten und Schulen sind ebenfalls in der Pflicht den Kindern bezogen auf die Ernährung ein Vorbild zu sein. Auch hier ist eine Aufklärung der Kinder wichtig und es sollte auch in diesen Institutionen darauf geachtet werden den Zucker weitestgehend zu vermeiden.
Generell sollte das Thema Ernährung ein wichtiges für die gesamte Bevölkerung haben, da Fehlernährung für viele Krankheiten verantwortlich ist und der Gesellschaft somit Geld kostet.
Die einfachste Lösung, um dies zu erreichen ist es den Kindern, der zukünftigen Gesellschaft von Anfang an einen vernünftigen Umgang mit Zucker und eine gesunde Ernährungsweise beizubringen.