Wir lieben Zucker und gerade Kinder können davon nicht genug bekommen. Und Zucker ist auch ein fester Bestandteil unser aller Leben. Er findet sich nicht nur in Schokolade und Keksen. Nein, Zucker findet sich in einer Vielzahl an Lebensmitteln. Auch bei denen man es nicht erwarten würde, wie z.B. Wurst und Brot. Umso wichtiger ist es, den Zuckerkonsum gerade mit Kindern zu reduzieren oder besser noch, zuckerfrei zu leben.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, weniger als 5% des täglichen Kalorienbedarfs aus Zucker zu beziehen. Dies bedeutet beispielsweise für Kinder zwischen vier und sechs Jahren, täglich nicht mehr als 19 Gramm Zucker zu sich zu nehmen, was etwa fünf Würfeln Zucker entspricht. Die Realität sieht anders aus. Der tatsächliche Konsum ist fast viermal so hoch wie empfohlen. Konsumiert wird er hauptsächlich durch fünf Hauptkategorien an Lebensmitteln: zuckerhaltige Getränke wie Energy Drinks, Fruchtgetränke, getreidebasierte Süßigkeiten (beispielsweise Kekse), laktosehaltige Nachspeisen (zum Beispiel Puddings), und anderweitige Süßigkeiten.
Tipps und Strategien
Wenn Sie beschlossen haben, den täglichen Zuckerkonsum Ihrer Familie zu reduzieren, ist es wichtig, dass alle Familienmitglieder miteinbezogen werden. Vor allem Kinder profitieren von einem offenen Gespräch, bei dem Sie ihnen erklären können, was genau Zucker ist, worin er enthalten ist, und wieso Sie die Zuckeraufnahme zuhause reduzieren möchten. Eine Familienrunde beispielsweise bietet Ihrem Kind die Möglichkeit, Fragen zu stellen, zusammen mit Ihnen neue Regeln aufzustellen, und ermöglicht dem Kind somit ein Mitspracherecht.
Grundsätzlich empfiehlt es sich, den Zuckerkonsum schrittweise zu reduzieren. So können Sie beispielsweise nach und nach Lebensmittel mit einem hohen Zuckergehalt durch zuckerärmere Alternativen ersetzen. Darüber hinaus können Sie auch grundsätzlich mehr zuckerarme Lebensmittel und Gerichte bei der Essenszubereitung servieren, so zum Beispiel Gemüse oder vermehrt unverarbeitete Nahrungsmittel. Obwohl auch unverarbeitete Lebensmittel natürlichen Zucker enthalten können, reduzieren Sie durch deren Minimierung die Aufnahme von künstlich zugefügtem Zucker, der in vielen verarbeiteten Produkten vermehrt enthalten ist.
Um Ihrem Kind den Zuckerverzicht zu erleichtern, bietet sich nicht nur eine schrittweise Umstellung an, sondern es kann Ihrem Kind auch helfen, mit Ihnen zusammen einen Ernährungsplan zu erstellen. Legen Sie zusammen mit Ihrem Kind neue Regeln fest und gehen Sie Kompromisse ein. Beispielsweise können Sie mit Ihrem Kind zusammen beschließen, sich nur jeden zweiten Tag zuckerarm zu ernähren, oder nur eine Süßigkeit pro Tag zu essen.
Ein Verständnis für Zucker schaffen und die Aufnahme spielerisch reduzieren
Zunächst ist es jedoch wichtig, Ihrem Kind ein Grundverständnis für Zucker und für Lebensmittel generell näher zu bringen. Um eine Basis für dieses Verständnis zu schaffen, involvieren Sie Ihr Kind aktiv beim Einkaufen. Vorher können Sie sich zusammen mit Ihrem Kind einen Essensplan überlegen und dabei mit ihm über die einzelnen Zutaten der Gerichte und deren Zuckergehalt sprechen. Erlauben Sie Ihrem Kind, sich einige Gerichte selbst zu überlegen oder Rezepte auszusuchen, die es gerne kochen möchte. Dadurch ermöglichen Sie Ihrem Kind ein aktives Mitspracherecht und helfen ihm nebenbei, ein Verständnis für die einzelnen Lebensmittel und deren Bestandteile zu entwickeln.
Um Ihrem Kind das Verständnis für Zucker spielerisch näher zu bringen, können Sie mit Ihrem Kind ‚Zuckerdetektiv‘ spielen. Dabei untersuchen Sie zusammen mit Ihrem Kind die einzelnen Produkte und markieren den Zuckergehalt auf der Packung. Dabei können Sie sich verschiedene Farben für die verschiedenen Stufen an Zuckergehalt ausdenken, beispielsweise rot für einen sehr hohen Zuckergehalt, orange für einen mittleren Zuckergehalt, und grün für einen niedrigen Zuckergehalt. Fragen Sie Ihr Kind, wie es die Produkte gerne markieren möchte – so kann Ihr Kind zum Beispiel die Packung in der jeweiligen Farbe bemalen, einen bunten Notizzettel aufkleben, oder farbige Wackelaugen verwenden.
Zuckerdetektiv zu spielen soll die Produkte mit einem hohen Zuckergehalt nicht zwangsläufig als verboten markieren, sondern lediglich ein natürliches Verständnis für die unterschiedlichen Zuckeranteile der Lebensmittel schaffen. Hier können Sie sich mit Ihrem Kind zusammen auch neue Regeln ausdenken: Beispielsweise können Zuckerbomben ‚entschärft‘ werden, indem das Kind ein rotes Produkt mit einem grünen Produkt kombiniert.
Lassen Sie sich Zeit
Zuckerentwöhnung, speziell bei Kindern, kann länger dauern als geplant. Wichtig ist, dass Sie die Zuckeraufnahme Ihres Kindes nicht abrupt, sondern Schritt für Schritt reduzieren. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind ein solides Verständnis für Zucker entwickelt hat und versteht, wieso Sie den Konsum reduzieren möchten. Hierbei ist es sehr hilfreich, wenn Sie Ihr Kind aktiv involvieren, beispielsweise bei der Essensplanung oder beim wöchentlichen Einkauf. Auch Aktivitäten wie ‚Zuckerdetektiv‘ können Ihrem Kind ein grundsätzliches Verständnis für Zuckergehalt spielerisch ermöglichen.
Letztendlich ist es wichtig, dass Sie sich und Ihrem Kind bei der Umgewöhnung Zeit lassen und die Umstellung nach und nach vornehmen. Falls Ihr Kind mit der Entwöhnung Schwierigkeiten hat, gehen Sie Kompromisse mit ihm ein und überlegen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind neue Regeln bezüglich des Essverhaltens, um ihm die Umstellung zu erleichtern.
Wenn Sie selbst von der zuckerfreien oder zuckerarmen Ernährung überzeugt sind und Spaß an den alternativen Lebensmitteln und Gerichten haben, werden Sie mit Ihrer Freude über kurz oder lang auch Ihr Kind anstecken. Arbeiten Sie mit Ihrem Kind zusammen und lassen Sie sich nicht entmutigen.