Egal ob stressiger Arbeitsalltag, Hormonumstellungen, Sorgen privater Art oder ein ungesunder Arbeits- und Lebensstil mit viel Kaffee- und Medienkonsum. Die Gründe für Schlafstörungen sind ebenso groß wie ihr Vorkommen in der Gesellschaft. Entsprechend sind Schlafstörungen in Deutschland mittlerweile als eine Art „Volkskrankheit“ zu sehen, an der fast jeder Zweite in Deutschland im Laufe seines Lebens aufgrund unterschiedlichster Gründe einmal leidet. Was Schlafstörungen sind, welche Folgeerscheinungen durch sie hervorgerufen werden können und wie man dem Schlafmangel mithilfe von natürlichen Heilpflanzen entgegentreten kann, erfahren Sie hier.
Was sind Schlafstörungen?
Die auftretenden Symptome einer Schlafstörung sind vielseitig und können von Einschlafproblemen, über wiederholtes Aufwachen in der Nacht bis zu einem zu frühen Aufwachen reichen. Körperlich können sich in diesem Zusammenhang auch Symptome wie ein beschleunigter Puls, übermäßiges Schwitzen oder ein erhöhter Blutdruck zeigen.
Langfristig kann Schlafmangel vielfältige negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben. Entsprechend kann zu wenig Schlaf nicht nur unser Immunsystem schwächen und uns damit anfälliger für Krankheiten machen. Dauermüdigkeit macht uns außerdem unaufmerksamer, was dazu führt, dass unser Unfallrisiko steigt. Weitere mögliche Folgeerscheinungen von chronischem Schlafmangel können unter anderem auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes sowie Stoffwechselerkrankungen sein.
Was kann bei Schlafstörungen helfen?
Bei Schlafstörungen gibt es mehrere Möglichkeiten der Behandlung, wobei ein entscheidender Faktor natürlich immer der Schweregrad der Schlafstörung ist. Anfangs greifen Menschen bei leichten Schlafstörungen gerne auf Hausmitteln wie das berüchtigte Glas Milch mit Honig oder die Einnahme von Magnesium zurück. Bei akuteren Schlafproblemen werden von vielen Betroffenen meist chemische Schlafmittel genutzt, die abhängig machende Wirkstoffe wie Benzodiazepine und Zopiclon enthalten, und aufgrund dessen nicht länger als vier Wochen am Stück eingenommen werden dürfen.
Was viele nicht wissen: Eine gute Alternative zu chemischen Medikamenten bei Schlafstörungen und Unruhe stellen natürliche Präparate mit Heilpflanzen-Extrakten oder homöopathische Produkte dar. Vorteilhaft ist hierbei, dass diese nicht abhängig machen und bei vielen Menschen eine gute Wirkung zeigen können!
Es gilt jedoch auch bei pflanzlichen Präparaten, dass diese nicht ohne mit dem Arzt oder der Ärztin verwendet werden sollten. Schließlich können auch diese mit anderen Medikamenten Wechselwirkungen hervorrufen. Vor allem gilt dies bei einer Kombination mit anderen Beruhigungs- oder Schlafmittel, die Alkohol enthalten! Lassen Sie sich deshalb zu Dosierung und Anwendung der Heilpflanzen auch gerne in Ihrer Apotheke beraten.
Welche natürlichen Heilpflanzen können bei Schlafstörungen hilfreich sein?
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Baldrian
Ein bekanntes pflanzliches Hausmittel gegen Schlafstörung stellt die Heilpflanze Baldrian dar. Als Arznei wirken hierbei die Baldrian-Wurzeln, deren inhaltliche Substanzen positiv Effekte auf Unruhe, Angst- und Schlafstörungen zeigen können. Um ausreichend wirken zu können, sollte Baldrian mindestens über zwei Wochen circa eine Stunde vor dem Schlafengehen eingenommen werden.
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Lavendel
Wer unter Einschlafproblemen und Unruhe leidet, kann auch auf das als Medikament anerkannte Heilpflanze Lavendel zurückgreifen. Zu beachten gilt hierbei lediglich, dass es sich sogenannten „echten Lavendel“ handelt. Die Heilpflanze kann bei Schlafstörungen in Form eines Entspannungsbades mit Lavendelöl, als Lavendelkissen oder als Lavendeltee angewandt werden. Der Lavendeltee kann in der Apotheke erworben werden und sollte dann dreimal täglich getrunken werden. Die darin enthalten Wirkstoffe Linalool und Linalylacetat sollen sich positiv auf Schlaf und Psyche auswirken und damit bei Schlafstörungen hilfreich sein.
Hopfen
Neben Baldrian kann auch Hopfen als pflanzliches Mittel gegen Schlafstörungen genutzt werden. Bei Hopfen werden arzneilich die Hopfenzapfen der weiblichen Blüten genutzt, die sich aus Substanzen wie Humolon und Lupulon, ätherischen Ölen als auch Bitterstoffen zusammensetzen. Wissenschaftlich nachgewiesen werden könnte die schlaffördernde Wirkung bisher nur im Rahmen von Laborexperimenten. Es wird vermutet, dass Hopfen ähnliche Auswirkungen wie das Schlafhormon Melatonin auf unseren Körper hat. Kombinationspräparate aus Baldrian und Hopfen sollen am besten wirken, weil beide Pflanzen unterschiedliche Wirkungsmechanismen auf den Körper ausüben. Ebenso wie Baldrian, muss Hopfen über einen Zeitraum mehrerer Wochen eingenommen werden, um eine ausreichende Wirkung zeigen zu können.
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Ashwaghanda (indische Schlafbeere)
Wie bereits der Name der Pflanze verrät, handelt es sich bei der Aswaghandabeere um eine Heilpflanze, die bei Erschöpfung, chronischen Stress und Schlafproblemen helfen kann.
Arzneilich verwendet werden bei der Ashwaghanda-Beere die pulverisierten Wurzeln und Blätter, die verschiedene Alkaloide und Steroidlactone enthalten. Die Ashawaghanda-Beere wirkt dadurch ähnlich wie andere Steroidhormone wie Testosteron, Östrogen und Cortisol hormonell auf unseren Körper ein. Durch ihre besonderen Inhaltsstoffe kann die aus Indien stammende Beere der Körper gleichzeitig eine kräftigende als auch eine beruhigende Wirkung hervorrufen. Wissenschaftlich konnte die Wirkung der Beere bisher noch nicht ausreichend erforscht werden. Die Ashawaghanda-Beere ist im europäischen Raum daher hauptsächlich als pflanzliches Nahrungsergänzungsmittel erhältlich.
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Zitronenmelisse
Bereits im Mittelalter waren sich Menschen über die heilsame Wirkung von Zitronenmelisse bewusst. Damals wurde Zitronenmelisse traditionell als Teeaufguss konsumiert, der sich wohltuend bei Magenbeschwerden ausgewirkt hat. Besondere Wirkung entfalten auch die, in der Zitronenmelisse enthaltenen ätherischen Öle, welche bei Schlaflosigkeit und Unruhe beruhigend wirken können. Wissenschaftlich untersucht wurde dieser Effekt unter anderem in einer Studie des San Martino University Hospital in Genau aus dem Jahr 2010. In dieser wurden 20 Probanden mit Stresssymptomen wie leichter Ängstlichkeit und Schlaflosigkeit für 15 Tage mit Zitronenmelissen-Extrakt behandelt. Bei 19 von 20 Probanden schlug die Therapie an, wobei bei 17 von 20 Probanden die Schlaflosigkeit komplett verschwand.
Es wird angenommen, dass durch die regelmäßige Einnahme von Zitronenmelisse den Abbau des Neurotransmitter „GABA“ im menschlichen Körper gehemmt wird. Dieser Effekt wirkt sich positiv auf Entspannung und Schlaf auswirkt, weil GABA dafür verantwortlich ist, dass Nervenzellen weniger aktiv sind und damit auch weniger Stress- und Angstsignale im Gehirn ankommen können.
Passionsblume
Als ein weiteres Naturheilmittel bei Schlafproblemen gilt die Passionsblume, die ihren Ursprung im Südosten Amerikas findet und im Laufe des 17. Jahrhunderts mithilfe europäischer Seefahrer ihren Weg nach Europa fand. Ähnlich wie die Zitronenmelisse enthält auch die Passionsblume viele beruhigend wirkende Substanzen wie Flavonide, Glykoside, Cumarine und ätherische Öle, die sich hemmend auf den Abbau des Botenstoffes „GABA“ auswirken. Es setzt dadurch ein ähnlicher entspannender und stressreduzierender Effekt wie bei der Verwendung von Zitronenmelisse ein. Die Passionsblume wird arzneilich als Passionsblumenkraut genutzt, welches zu Tabletten, Kapseln, Dragees oder Tinkturen verarbeitet wird.
Holunder
Ein unbekannteres Hausmittel gegen Einschlafstörungen und Unruhe stellt Holunder dar. Dieser soll sowohl als warmer Saft vor dem Einschlafen oder in Form eines heißen Bades mit Holunderteeaufguss bei Schlaflosigkeit hilfreich sein.