Im Laufe der Menschheitsgeschichte hat sich der Bezug zur Nahrungsaufnahme verändert.
Während man früher auf die Jagd gehen oder Beeren sammeln musste, um sein Überleben zu sichern, steht man heutzutage aufgrund der Industrialisierung, von der natürlich auch der Lebensmittelsektor betroffen ist, einem Nahrungsmittelüberangebot gegenüber. Ein Produkt dieser Entwicklung ist der Industriezucker, welcher in einer Vielzahl von Lebensmitteln wie Softdrinks, Süßigkeiten, Backwaren und Fertiggerichten vorkommt. Das Problem dabei ist, dass wir Menschen evolutionsbedingt nicht an diese unendlich verfügbaren Zuckermengen angepasst sind.
Warum wir Zucker so lieben
Natürlicher Zucker kommt beispielsweise in Früchten vor, welche früher, wie bereits erwähnt, erst gesammelt werden mussten. Es war also sehr viel mehr Arbeit damit verbunden, um an diesen Zucker in der Nahrung zu gelangen als das heute der Fall ist und Süßes schmeckt uns einfach, während ein bitterer Geschmack hingegen mit Gift assoziiert wird.
Außerdem lässt der Industriezucker in den besagten Lebensmitteln den Blutzuckerspiegel viel stärker ansteigen und wieder fallen als
natürlicher Zucker, was eine erneute Nahrungsaufnahme in Form von Heißhungerattacken begünstigt. Hinzukommt, dass die enthaltenen Mengen einfach viel zu hoch sind: Ein halber Liter Cola enthält beispielsweise 50 g Zucker, also ungefähr so viel wie 5 Äpfel. Zwei Gläser Cola sind sehr schnell getrunken, wohingegen 5 Äpfel am Tag schon eine Herausforderung darstellen. Vorallem nicht in kurzer Zeit.
Wenn dann noch weitere Naschereien im Laufe des Tages hinzukommen, können sehr einfach auch unbewusst viel zu große Mengen Zucker verzehrtwerden. Aber warum ist das überhaupt schlecht oder ungesund?
Warum ist Industriezucker so ungesund?
Zum einen hat Zucker sehr viele Kalorien, wirkt gleichzeitig nicht wirklich sättigend (es sei denn man isst so viel davon, dass einem schlecht wird), lässt den Blutzuckerspiegel rasant steigen und wieder fallen und aktiviert das Belohnungssystem im Gehirn, was die Ausschüttung von Dopamin zur Folge hat. Ähnlich einer Droge will man dieses Gefühl, diesen Kick, wieder und isst ein weiteres Stück Schokolade.
Ein hoher Zuckerkonsum an sich begünstigt bereits die Entstehung von Diabetes, da ständig eine hohe Insulinausschüttung stattfindet, auf die die Zellen irgendwann nicht mehr ansprechen und Substrate wie Glucose (Zucker) nicht mehr aufnehmen. Es kommt aber erschwerend hinzu, dass der hohe Kaloriengehalt von Zucker einen Kalorienüberschuss und damit eine Fettzunahme begünstigt. Die Folge sind Übergewicht und sogar Fettleibigkeit (Adipositas), welche wiederum
Diabetes, Herzkreislauferkrankungen, Fettleber und Bluthochdruck auslösen können.
Die Zuckerproblematik ist ein gesellschaftliches Problem
Die meisten Leute haben leider von der Zuckerproblematik geschweige denn von gesunder Ernährung wenig Ahnung. Natürlich weiß fast jeder, dass Zucker nicht gesund ist, aber wie viel in welchen Lebensmitteln wirklich enthalten ist, wie viel man tatsächlich zu sich führt und was für Auswirkungen das über einen längeren Zeitraum haben kann, ist den wenigsten bewusst.
Man wird einfach in dieses Zeitalter mitsamt seinem Zucker hineingeboren und macht sich gar keine Gedanken über negative gesundheitliche Folgen durch Industrieprodukte, weil sich gar nicht mit dem Thema Ernährung auseinandergesetzt wird. Es wird das gekauft, was durch den Nahrungsmittelsektor angeboten wird. Erwachsene Leute hätten wenigstens die Chance dazu sich mit der Thematik zu befassen, aber Kinder haben das nicht und übernehmen sehr wahrscheinlich ungesunde Ernährungsweisen, da das Essverhalten im späteren Erwachsenenalter bereits in der Kindheit durch das Elternhaus erheblich geprägt wird.
Der Zuckerkonsum bei Kindern steigt
Es entsteht ein Kreislauf, welcher sich auch in den Statistiken bemerkbar macht.
Diese zeigen nämlich, dass im Durschnitt die 3-17-Jährigen täglich mehr als einen halben Liter zuckerreiche Getränke zu sich nehmen (Krug et al. 2018) und mehr als 80% der Kinder und Jugendlichen die empfohlenen Grenzen für Süßwaren, Knabberartikel und Softdrinks überschreiten (RKI 2008, S. 103). 25% der Schulkinder in Deutschland sind übergewichtig, was vorwiegend auf den hohen Anteil an Nahrungsfetten, den erhöhten Zuckerkonsum und mangelnde Bewegung zurückzuführen ist. Etwa 80% davon bleiben auch im Erwachsenenalter übergewichtig (Elmadfa/Leitzmann 2015, S. 605), da es im fortgeschrittenen Alter auch deutlich schwieriger ist über Jahrzehnte bestehende Gewohnheiten abzulegen. Die Prävalenz für Diabetes steigt nicht nur in der Gesamtbevölkerung, sondern es erkranken auch immer mehr Kinder und Jugendliche an der Zuckerkrankheit.
Zucker trägt also auch schon im Kindesalter einen entscheidenden Teil zu Übergewicht und Diabetes bei und bleibt dann sogar größtenteils bestehen. Hieran erkennt man was für einen Einfluss die Ernährung im Kindesalter auf die spätere Ernährung und damit auch auf den Gesundheitszustand hat. Hier hat man demnach aber auch den größten Hebel, den Lebens- und Ernährungsstil schon früh in gesunde Bahnen zu lenken und die Gesundheit der Kinder und damit der späteren Gesellschaft zu fördern.
Der richtige Umgang mit Zucker ist entscheidend
Zucker gibt es in unserer Gesellschaft. Und wir konsumieren ihn. Oft unbewusst, da er in fast allen unseren industriell verarbeiteten Lebensmitteln steckt. Das Süßigkeiten wie Schokolade und Gummibären ungesund ist, weiß im Normalfall jeder. Doch Zucker steckt auch in vielen vermeintlich gesunden Lebensmitteln wie Brot, Brotaufstriche, Joghurt und sogar Wurst. Hier ist die richtige Aufkärung im Umgang mit diesen Lebensmitteln wichtig.
Zucker sollte wie ein Gewürz behandelt werden. Es sollte täglich nicht mehr Zucker als Salz konsumiert werden. Dahingehend sollte unser Bewusstsein mit dem Umgang von Zucker hin gehen. Ihn komplett aus unserem Leben zu verbannen ist fast nicht möglich. Doch wenn ein bewusster Umgang damit geschaffen wird, ist schon ein großer Schritt in die richtige Richtung getan.
Es gibt viele Alternativen zu Zucker
Wie bereits erwähnt befindet sich Zucker in fast allen industriell verarbeiteten Lebensmittel. Daher ist das einfachste um den Zuckerkonsum zu reduzieren auf diese Lebensmittel zu verzichten. Das Motto lautet „so natürlich wie möglich“. Anstatt sich Gummibären zu holen, sollte hier eher zu Alternativen gegriffen werden. Rosinen, Nüsse und Beeren sind hier ein guter Ersatz.
Statt nach dem Erdbeerjoghurt zu greifen, ist es sinnvoller Naturjoghurt zu nehmen und frische Erdbeeren, oder Früchte der Saison reinzuschneiden. Das schmeckt nicht nur besser, sondern ist auch zuckerfrei.
Beim Backen kann auf Alternativen wie Xylit, Stevia oder Agavendicksaft zurückgegriffen werden. Auch die Süßung durch Früchte wie Datteln oder Bananen sind eine gute Möglichkeit. Generell funktionieren Backrezepte auch mit weniger Zucker. Einfach 50% des Zuckers weglassen. Das ist schon ein guter Einstieg.
Bei Getränken sollte generell auf Zucker verzichtet werden. Ein Softdrink sollte die Ausnahme sein und nicht zum Durstlöschen fungieren. Wasser ist das natürlichte und durstlöschendste Getränk. Wem Wasser so nicht schmeckt, der kann es auch mit Flavor wie Zitrone, Orange, Beeren oder Kräutern aufpeppen.
Brotaufstriche können auch mithilfe eines Mixers schnell selbergemacht werden. Das schmeckt nicht nur um Welten besser, sondern ist auch im Handumdrehen gemacht. Hierzu finden Sie verschiedene Rezepte in unserer Rezepterubrik.